Vor kurzem las ich in einer Publikation eines überregional bekannten Hundetrainer, dass Hunde kein Gewissen hätten. Der Autor dieses Artikels begründete dies damit, dass Hunde kein Wertesystem und somit kein Moralsystem hätten. Ich weiß nicht, ob Hunde tatsächlich kein Gewissen haben. Ich suchte im Bereich der Verhaltensbiologie und auch in der Verhaltenspsychologie nach Definitionen dafür, woran man “gewissen” fest macht. Gefunden habe ich nichts dazu, was eindeutig wäre. Dafür fand ich zahlreiche Hinweise darauf, dass Gewissen als solches nicht definiert ist und nicht definiert werden kann. Allein schon die großen Religionen definieren und bewerten das Gewissen unterschiedlich. In den einzelnen Kulturen, auch über die längst vergangenen, soweit wir das heute noch wissen können, wird das Gewissen unterschiedlich gedeutet und interpretiert. Es ist also möglich, dass Hunde kein Gewissen haben, wie es genauso möglich ist, dass sie eines haben. Es kommt anscheinend auf die Interpretation und auf den Blickwinkel der Situation an.

Können Hunde ein Gewissen haben?

Aber definitiv falsch ist, dass Hunde kein Wertesystem haben. Und damit liegt der Urheber des Artikels, dass Hunde kein Gewissen und kein Wertesystem haben, falsch. Hunde haben ein Wertesystem und jeder, der schon mal eine Hündin gesehen hat, wie aufopferungsvoll und liebevoll sie ihre Vielzahl an Welpen aufzieht, erkennt auf den ersten Blick das soziale Wertesystem, dass diese Welpenmutter ausstrahlt. Hunde verfügen über ein Wertesystem, das sich auch außerhalb der Aufzucht von Welpen zeigt. Dies kann man beispielsweise an Hunden erkennen, die sich eine gewisse Zeit lang selbst überlassen werden. Es kristallisieren sich dort Strukturen heraus, die ein solches Wertesystem deutlich erkennbar machen. Es ist das füreinander da sein, dass sich füreinander zum Wohle des Rudels, der Gemeinschaft, aufzuopfern. Zusammen zueinander stehen und sich schützen, gegen einen äußeren Feind, oder gegen einen Unruhestifter in den eigenen Reihen. Mobbing wird unter anderem innerhalb einer stabilen, sozialen Gemeinschaft von Hunden nicht geduldet. Die Hunde-Gemeinschaft versorgt ein krankes, verletztes oder schwaches Mitglied mit Futter, bis es wieder bei Kräften ist. Hunde, die zuvor in häuslichen Gemeinschaften mit Menschen lebten, holen bei Menschen Hilfe für innerartliche Mitglieder der Gemeinschaft.

Gelebtes miteinander von Hunden und das Gewissen

2 Alaskan Huskys, die einander wärmen.
2 Alaskan Huskys, die einander wärmen bei – 17 Grad.

Man kann dies auch im Zughundesport, beim Gespannfahren, sehen. Wenn die Gespanne nach Etappen von über 100 km in den Checkpoints ihre Pausen einlegen, kann man beobachten, wie einige noch kräftigere Hunde den geräderten die Ohren ausputzten, übers Gesicht leckten oder sich einfach nur zu Ihnen legten, um sie zu wärmen. All dies sind soziale Werte, die in dem Moment gelebt und nicht nur auf dem Zettel oder mit Worten dargestellt werden. All diese Beispiele, und ich könnte noch einige mehr hier aufführen, sind Beispiele für gelebtes soziales füreinander ohne Erwartungen an den Artgenossen. Dies sind soziale Eckwerte, wie sie in vielen menschlichen Gesellschaftssystemen ebenfalls vorkommen. Und damit wird der Autor des Eingangs erwähnten Artikels eindeutig in seine Annahme widerlegt, Hunde hätten kein Wertesystem. Es entspricht nicht unbedingt unserem menschlichen und vor allem nicht unseren westlich geprägten Wertesystem, aber es ist ein Wertesystem.  Basierend auf Respekt, Vertrauen, Fürsorge und sozialer Kompetenz.

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