Jagdtrieb . und was da darüber wissen musst.

“Mein Hund muss an der Leine bleiben, der hat so einen starken Jagdtrieb, der ist sofort weg.” Eine typische Aussage, die uns auf dem Pfoten-Pfad regelmäßig begegnet. Ebenso eine kernige Aussage von Jägern: “Der Kleine hat so einen starken Jagdtrieb, man merkt, dass er eine hervorragende Abstammung hat.”

Manche Hunde müssen ihr Leben an der Leine verbringen, weil sie einen ausgeprägten Jagdinstinkt haben. Aufgrund dieses Triebs ist ihre einzige Aktivität im Freien ein geführter Spaziergang durch die Stadt oder den Wald, manchmal auch nur der kleine Garten zu Hause. Wenn diese Hunde Glück haben, können sie ab und zu eine Fahrradtour machen.

Voraussetzung für den Jagdtrieb

Eine Voraussetzung für einen Trieb ist, dass er von innen heraus ausgelöst wird. Fortpflanzung, Nahrung und Bewegung werden im Inneren des Hundes ausgelöst. Ebenso muss ein Trieb durch ein bestimmtes Verhalten befriedigt werden, z. B. durch Fressen, Sex oder Laufen. Wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden, führt das unweigerlich zu einem unbefriedigten Hund, der sich ein Ventil sucht. Dieses Ventil könnte unter anderem die Jagd sein. Andererseits führt die Befriedigung dieser Bedürfnisse zu einem ausgeglichenen Hund.

Alaskan Husky - Eine Hunderasse, der man einen enormen Jagdtrieb nachsagt. www.hundeschule-ohne-leckerlie.de
Alaskan Husky – Eine Hunderasse, der man einen enormen Jagdtrieb nachsagt. www.hundeschule-ohne-leckerlie.de

Jagdtrieb oder Reflex

Jagdverhalten und Schutzverhalten werden nicht von innen heraus ausgelöst. Es ist immer ein äußerer Auslöser erforderlich. Deshalb wird die Jagd nicht als Trieb betrachtet. Das Jagen hängt mit Nahrung und Bewegung zusammen, aber es braucht einen äußeren Reiz, um das Jagdverhalten auszulösen. Ein solcher Reiz könnte ein Gegenstand sein, der sich schnell vom Hund wegbewegt. Der Hund wird dem Objekt dann mit einer sofortigen Reaktion hinterherjagen – eine reflexartige Handlung. Würde der Hund innehalten und darüber nachdenken, was da vor ihm wegläuft, wäre die Beute längst weg. Liebe Leserin, lieber Leser, du hast dieses reflexartige Verhalten zweifellos schon selbst erlebt. Wenn etwa ein Ball schnell auf deinen Kopf zugeflogen ist, hast du dich schnell geduckt, richtig? Hättest du innegehalten und darüber nachgedacht, was da auf dich zugeflogen kommt, wärst du von dem Ball getroffen worden. 🙂 Das ist genau die Art von reflexartiger Reaktion, die mit der beschriebenen Situation für den Hund vergleichbar ist. Und du weißt doch selbst, dass eine solche Reaktion kein Instinkt ist, oder? Das Gleiche gilt für Gerüche oder die Spuren, die die Beute hinterlässt. Auch hier ist es ein äußerer Reiz, der den Hund dazu bringt, seine Nase nahe am Boden zu halten und der Spur zu folgen, also Jagdverhalten zu zeigen.

Jagen und Aufspüren von Nahrung

Der Antrieb zum Jagen und Aufspüren von Nahrung kommt von innen. Und dieser Antrieb nennt sich Hunger. Hunger ist aber kein Jagdverhalten, es ist nur der Auslöser. Es sind die ersten beiden Phasen eines bedingten Verhaltens, des sogenannten Appetenzverhaltens. In dem Fall des Hinterherrennen handelt es sich um die Suche und das Erkennen von Nahrung. Und es ist nicht das Jagen, das diesen Antrieb befriedigt, sondern das Fressen.

Der Hund kann seinen Hunger nicht nur durch das Jagen stillen. Er kann seinen Hunger auch dadurch stillen, dass er etwas findet, z.b. Aas oder Müll. Und ein hungriger Hund wird dies immer gegenüber dem Jagen bevorzugen, da er dazu erheblich weniger Energie aufwenden muss. 

Gejagt wird nur ….

Gejagt wird nur, wenn es durch die oben genannten äußeren Reize ausgelöst wird. Und unter natürlichen Umständen nur dann, wenn das Beutetier mehr Energie in Form von Fleisch liefert, als der Hund an Energie für die Jagd aufwenden muss. In natürlicher Umgebung würde ein großer Jagdräuber wie zum Beispiel ein Wolf nie lange hinter einer Maus herlaufen.

Jagdverhalten ist also kein Trieb. Jagen ist kein Antrieb von innen, um ein Bedürfnis zu befriedigen. Es ist eine Fähigkeit, die jederzeit bei einem Hund durch äußere Reize aktiviert werden kann und daher deaktiviert werden kann. Das Jagen dient lediglich dazu, das Bedürfnis des Hungers zu befriedigen. Und allein schon die Tatsache, dass es beim Hund 9 bekannte Jagdverhalten gibt, zeigt an, dass es sich nicht um einen Trieb handeln kann, sondern um ein Verhalten, dass von außen ausgelöst wird. Wenn dieses Verhalten nicht gebraucht wird, z. B. weil die Nahrung einfach so herumliegt, dann wird die Nahrung direkt aufgenommen, ohne dass gejagt wird.

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Jagdtrieb: Ein Mythos!

Es gibt also keinen Jagdtrieb. Es kann keinen geben. Und es wird ihn auch nicht geben. Genauso wenig gibt es einen Schutztrieb. Manche Aussagen von Jägern werden somit ad absurdum geführt. Das ist bei einigen Hundetrainern nicht anders. Aber warum reden Hundetrainer immer wieder darüber? Warum erzählen sie ihren Kunden, dass ihr Hund einen so starken Jagdtrieb hat, dass man nichts dagegen tun kann? Warum machen sie solch absurde Aussagen, obwohl sie es besser wissen? Mit anderen Worten: Warum lügen diese Hundetrainer so unverhohlen? Nun, es ist eine einfache Erklärung für einen Kunden, wenn der Hundetrainer nicht weiß, wie er das Jagdverhalten des Hundes unter Kontrolle bringen kann. Es ist fast so, als würde der Hundetrainer sein Versagen eingestehen. Deshalb sind solche Werbeversprechen wie „Der Jagdtrieb bei Hunden macht es vielen Hundebesitzern schwer, mit ihren Hunden zu leben. Wir erklären, was man gegen den Jagdtrieb tun kann.“ sind unehrliche Gelddruckmaschinen. Und die Hundeschulen wissen das. Leider kann ich dir nur raten, solchen Hundeschulen den Rücken zu kehren.

Außerdem ist der Jagdtrieb eine wunderbare Ausrede für den Halter, und damit ein wunderbarer Beziehungskiller, um sich nicht das eigene Haltungsversagen gegenüber dem Hund eingestehen zu müssen. Aufgrund eines Jagdtriebes oder auch eines Schutztriebes muss kein Hund sein Leben an der Leine fristen, oder im Garten, oder was sich die Menschen sonst so einfallen lassen, um das Jagdverhalten Ihres Hundes einzudämmen. Dass das Jagdverhalten des Hundes mehr mit Respekt und Führung zu tun hat, als mit Trieben und Training, dass habe ich auf dieser Seite bereits beschrieben.

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Ein Gedanke zu „Jagdtrieb – und was es darüber zu wissen gibt.“
  1. Ich gabe diesen Sommer positives Verhalten mit meinem Hund geübt , sie reagiert sehr gut auf die Pfeife , ist sie aber mit der Nase im Mauseloch , könnte ich mir den Hals auspfeifen sie kommt lange nicht , kreuzt ein Hase oder Reh unseren weg habe ich auch keine chance , wenn sie zu einem Hund läuft und ich pfeife kommt sie .
    Ich habe statt den clicker ein Wort was ich benutze auch darauf reagiert sie gut ,

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