Ich möchte hier gar nicht groß ausschweifen. Zu dieser Frage hört und liest man ganz viel von verschiedenen Hundetrainern. Ich habe hier einfach ein paar Beispiele dargelegt. Lies bitte diesen Beitrag mit all seinen Beispielen bis zum Ende durch und dann frage dich selbst: Hunde sind Egoisten, oder?

„Lisas Karriere im Schlittenhundesport begann mit Indie. Zusammen mit Edge, Magic und Django war Indie einer der ersten vier Alaskan Huskys, die Lisa aufnahm. Lisa lernte die Kunst des Mushing, wie es in der Schlittenhundewelt genannt wird, durch Selbstunterricht mit ihren vier Begleitern. Indies umfangreiche Rennerfahrung in Skandinavien mit tausenden Kilometern unter ihren Pfoten war Lisas Glücksfall. Sie wurde zu Lisas unschätzbarem Lehrer und bewahrte sie oft vor möglichen Fehlern. Indie tat in jeder Situation das Richtige, auch wenn das bedeutete, gegen Lisas Anweisungen zu verstoßen. Sie dachte nicht an sich selbst, sondern an das Team, das Rudel, die Gemeinschaft. Jeder, der Lisas erste Wochen mit den vier Huskys beobachtete, konnte sehen, wie selbstlos diese Hunde waren, und widerlegte damit das gängige Vorurteil, dass Hunde egoistisch sind. Allein die Tatsache, dass Hunde bereitwillig gemeinsam in einem Rudel jagen, zeigt, dass sie keine Egoisten sind. Eine koordinierte Jagd wäre mit einer Gruppe von Egoisten nicht möglich. Oder auf Menschen bezogen: Man stelle sich einmal eine Feuerwache voller Egoisten vor.

Im Sommer 2020 war Indie trächtig. Der stolze Vater war Edge, der wegen seiner unermüdlichen Zugkraft den Spitznamen „The Machine“ (die Maschine) trug, egal ob es sich um einen Schlitten, einen Wagen mit Rädern oder ein Fahrrad handelte. Das Ziehen war seine Leidenschaft und er lebte sein Leben ständig auf der Überholspur, wie ein Motor, der nie abschaltet.
Die Trächtigkeit verlief für Indie reibungslos und am 3. Juli 2020 brachte sie sechs gesunde Welpen ohne Komplikationen zur Welt. In den nächsten zwei Tagen säugte und versorgte Indie ihre Welpen ausschließlich in der Wurfkiste. Sie verließ sie nie, nicht einmal, um sich zu erleichtern. Indie wachte streng über ihre Welpen, säugte sie, fraß ihren Kot und sorgte dafür, dass sie sauber blieben. Erst nach diesen zwei Tagen verließ sie die Wurfkiste. Indie war sich sicher, dass Lisa, die rund um die Uhr alle paar Stunden nach ihr und den Welpen schaute, auch während ihrer Abwesenheit ein Auge auf ihre Welpen haben würde.
In den kommenden Tagen entwickelten sich die Welpen prächtig. Nach dem Öffnen der Augen vergrößerten sie schnell ihren Radius und begannen die Wurfkiste zu verlassen. Für Indie bedeutet dies einerseits mehr Stress, denn sie musste nun intensiver auf die Kleinen aufpassen. Andererseits gab sie den Welpen bereits mehr Freiheiten, damit sie eigene Erfahrungen sammeln und sich zu selbstsicheren Hunden entwickeln konnten. Sie hielt sie vorbildlich sauber, säugte sie regelmäßig und begann erste spielerische Interaktionen mit ihr.
In den frühen Morgenstunden des 28. Juli, nach dreieinhalb Wochen, begann sich Indies Zustand zu verschlechtern. Sie wirkte apathisch und hatte keinen Appetit, aber sie bemühte sich, ihre Welpen weiter zu säugen. Es gab einen Moment, in dem sie sich sogar auf zittrige Beine stellte, damit ihr Nachwuchs ihre Zitzen erreichen konnte. Lisa wachte bei ihr, maß die Temperatur und sorgte sich um Indie.
In den frühen Morgenstunden beschlossen Lisa und ihr Tierärztin, Indie für eine gründliche Untersuchung in die Klinik zu bringen. Daher wurden die Welpen allein in ihrem Gehege gelassen – eine ganz neue Erfahrung für sie. Als Lisa in der Praxis ankam, warteten ihre Tierärztin und ihr Team auf Lisa und Indie. Schnell wurde eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt und festgestellt, dass sich in Indies Bauchhöhle eine große Menge Flüssigkeit befand, deren Ursache jedoch nicht bestimmt werden konnte. Während die Untersuchungen fortgesetzt wurden, erhielt Indie Medikamente, die schnell wirken sollten. In Anwesenheit von Lisa und dem Tierärzteteam verschlechterte sich Indies Zustand jedoch noch weiter, da die Medikamente nicht den gewünschten Erfolg brachten.
Es gab nur eine Möglichkeit, die Ursache herauszufinden, und das war eine schnelle Operation. Leider führte Indies geschwächter Zustand dazu, dass sie trotz des gegenteiligen Anscheins unter Narkose starb. Die erfahrene Tierärztin entdeckte eine Magenperforation in Indies Unterleib. Seit mehreren Tagen waren Magensekrete in ihre Bauchhöhle gesickert und hatte eine Entzündung in ihrem gesamten Bauchbereich verursacht. Obwohl sich Indie in den vergangenen Tagen schrecklich gefühlt haben musste, zeigte sie keine Anzeichen von Schmerz oder Unwohlsein, weil sie sich dem Wohl ihrer Welpen verpflichtet fühlte. Zu diesem Zeitpunkt wäre fast jeder andere Hund schon vor Tagen an der Menge an Eiter gestorben, der sich in ihrem Bauchraum befand. Aber Indies Begeisterung für das Leben ließ sie bis zum Ende kämpfen. Für das Leben, für ihre Nachkommen und gegen den Tod. Ihr Pflichtgefühl und ihre Verantwortung ihren Welpen gegenüber machten sie hart zu sich selbst.“ Zitat aus dem Buch: „Geschichten aus dem Husky-Rudel“ Erscheinungstermin: Frühjahr 2024

Lisa mit Alaskan Husky Indie

„Es ist schwierig, Hunde als egoistisch zu bezeichnen, wenn man gesehen hat, wie fürsorglich und hingebungsvoll Wölfe in einem Rudel miteinander umgehen, vor allem, wenn ein Mitglied verletzt ist. Selbst in einem Rudel verwilderter Hunde ist es wichtig zu wissen, dass sozialer positiver Kontakt das am häufigsten verwendete Kommunikationssignal ist. Diese Information wurde von mehreren Autoren wie Brandenburg, Paquet, Zimen und Bloch berichtet. Wenn man in einem solchen Rudel die hingebungsvolle Zuneigung untereinander sieht, mag man an vieles denken, aber nicht an Egoisten. Wenn man erlebt hat, wie sich die Rudelmitglieder, auch diejenigen, die keine Elterntiere sind, bis zur völligen Erschöpfung für ihren Nachwuchs aufopfern, dann kann man nicht mehr dem Märchen des egoistischen Hundes glauben. Wenn man dann noch die Veröffentlichung der veterinärmedizinischen Universität Wien liest zum Thema Basissicherheit bei Hunden, dann sollte einem jedem klar sein, dass Hunde keine Egoisten sind, die nur auf ihren Vorteil bedacht sind. Im Gegenteil. Für das Überleben ihrer sozialen Gemeinschaft würden sie sich selbst opfern.
Als wir noch eine Hundepension betrieben, ergab es sich, dass eine alte, schwerhörige und blinde Hündin namens Juno umständehalber für ein paar Tage bei uns war. Zu diesem alten, schwerhörigen und blinden Hund gesellten wir einen ausgeglichenen und sicheren Hund, Michel, der im Allgemeinen sehr aktiv und äußerst bewegungsfreudig war. Michel brauchte nur wenige Minuten, um die Situation der alten Juno zu erfassen. Von da an nahm Michel die Juno gewissermaßen an die Pfote. Wenn es zum Beispiel nach draußen in den Auslauf ging, so rannte Michel ansonsten immer quer durch die Pension durch die geöffneten Türen in den Auslauf hinein, dabei laut kläffend, mit dem Anliegen, unbedingt der Erste draußen sein zu wollen, vor allen anderen. In Zusammenhang mit Juno veränderte er sofort sein Verhalten. Er wartete erst in Ruhe ab, bis Juno aus ihrem Körbchen aufgestanden war, das dauerte aufgrund des Alters von Juno eben etwas länger, ging zu ihr, stupste Juno einmal an und ging dann langsam voraus, immer wieder darauf achtend, dass Juno bei ihm war und zeigte ihr somit den Weg nach draußen, ohne dass Juno irgendwo anstieß.
Auch im Auslauf war Michel stets in der Nähe von Juno. Wenn es wieder hineinging, so stürzte Michel nicht, wie sonst, quer durch die Pension in sein Zimmer, sondern ging wieder langsam voraus, sich versichernd, dass Juno ihm dicht folgte und zeigte ihr so, wo sie lang musste, um in die richtige Box zu den Schlafplätzen zu gelangen. Wenn es Futter gab, führte Michel Juno zu ihrem Napf und ging dann erst zu seinem Napf, um zu fressen. Dies ist nur ein Beispiel von vielen altruistischen Verhaltensweisen, die wir in der Zeit, als wir aktiv eine Hundepension betrieben haben, beobachten durften. Aber dieses Beispiel war für uns das Eindrucksvollste. Wie kann man da noch vom egoistischen Hund reden? Wenn du gespürt hast, wie sehr dein Hund versucht dich aufzuheitern, in schweren Stunden, in denen er deine Tränen aus
deinem Gesicht lecken wollte, als er sich zu dir legte, um dich zu wärmen, als du krank auf dem Sofa lagst, dann hast du einen empfindsamen Hund gespürt, der dir etwas Gutes tun wollte, ohne eigenen Vorteil, ohne Egoist zu sein.
Woher kommt dieses Märchen, dass Hunde Egoisten seien?
Das ist relativ einfach zu erklären. Vielfach hört man von den Verbreitern dieses Irrtums ebenfalls einen Satz in der Form wie diesen: „Er tut es nur für Leckerlies“. Damit ist eigentlich schon alles gesagt, dem Sender dieser Botschaft ist es nicht gelungen, sich von seiner kulturellen Ebene zur archaischen Ebene der Hunde zu begeben. Futter geben ist keine Belohnung, es zeigt nur das Desinteresse an Beziehung. Die soziale Ordnung löst sich auf. Der Hund wird orientierungslos und übernimmt das entstehende Vakuum in der sozialen Ordnung. Dadurch entsteht der Eindruck beim Menschen, dass Hunde Egoisten seien, doch selbst in diesem Zusammenhang sind sie es nicht, denn sie übernehmen nur die nicht ausgefüllten Bestandteile der Beziehung. Sie handeln altruistisch. Einer muss den Job ja machen in der Gemeinschaft. Sie füllen das aus in der Beziehung, was der Mensch in dem Fall nicht auszufüllen vermag. Wie altruistisch und zum Wohle des Rudels Hunde handeln, kann man daran erkennen, dass sie selbst erwachsenen jungen Hunden im Alter von ein oder zwei Jahren Beute mit von der Jagd bringen und sie versorgen, ohne die Erwartung einer Gegenleistung.“
Auszug aus dem Buch: „Der Pfoten-Pfad: Fernab moderner Trends den Weg zum Hund finden“. ISBN: 979-8392539741. Hier bei Amazon erhältlich.

Dies sind einige Beispiele, wie sich Hunde freiwillig in den Dienst der Sache stellen. Ohne eigenen Vorteil, sich in ihren Wünschen und Bedürfnissen zurücknehmen, sich für andere aufopfern.

Lieber Leser, nun beantworte dir bitte die Frage vom Anfang: Sind Hunde Egoisten?

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