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“Mein alter Hund war nicht so, der war so lieb, so anhänglich, damit hatten wir nicht solche Probleme. Einen Hund wie diesen hatten wir noch nie”
Mit unserem Gedächtnis ist das so eine Sache. Wie war der Sommerurlaub letztes Jahr? Natürlich super. Die Sonne schien, die Kinder waren glücklich und das Essen schmeckte – lauter schöne Erinnerungen. Dass es zwischendurch auch regnete, die Kinder quengelten und man eine Nacht mit Bauchkrämpfen auf der Campingplatztoilette verbrachte: längst vergessen. „Rosige Retrospektion“ nennen Psychologen diese Tendenz, die Vergangenheit durch die rosarote Brille zu sehen. Sie gehört in die lange Liste kognitiver Verzerrungen, die unsere Wahrnehmung, unser Denken und ebenfalls unsere Erinnerung systematisch verfälschen. Zahlreiche Studien zeigen: Gerade im Rückblick machen wir uns die Welt nach dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip: Wie sie uns gefällt. Im Nachhinein haben wir offenbar die Tendenz, ungute Erinnerungen zu verdrängen. Um uns umso mehr und ungestört an dem Schönen zu erfreuen. Das dient letztlich auch der Stützung des Selbstwertgefühls.

Mit der Erinnerung an unsere früheren Hunde ist es nicht anders. Alle Fehler werden in unserer Erinnerung minimiert oder sogar unterdrückt. Die schönen Erinnerungen werden in den leuchtendsten Farben übertrieben. Und dann wird dieses verzerrte Bild aus unserer Erinnerung auf den armen Hund projiziert, der jetzt an unserer Seite lebt.

Was kann man dagegen tun? Der erste Schritt ist, sich dessen bewusst zu werden. Und der zweite Schritt ist, loszulassen. Lass den alten, verstorbenen Hund los. Das mag schmerzhaft sein, aber der Schmerz wird vergehen. Manchmal rate ich Menschen, die um ihren verstorbenen Hund trauern, sich einen Abend freizunehmen. Öffne eine Flasche Wein, halte eine große Packung Taschentücher bereit und schreibe alle Erinnerungen an den geliebten Hund auf. Dann verbrenne diese Seiten über einer Kerze. So kann ein Abschied mit Loslassen aussehen.

Und jetzt los, lass uns Wissen, was du denkst!