Eckard Wulfmeyer mit Elin und Brenda

„Du musst dich auf deinen Hund konzentrieren, sonst ist es kein Wunder, wenn er Blödsinn macht.“ Oder: „Du musst auf deinen Hund achten, damit du siehst, was er für Signale aussendet.“

In Hundeschulen wird den Kunden oft beigebracht, dass sie ständig auf ihre Hunde achten sollen, um schnell reagieren zu können, wenn der Hund etwas Unerwünschtes tut. Die Idee dahinter ist, dass diese Achtsamkeit das unerwünschte Verhalten unterbindet und den Kunden von Stress und Sorgen befreien soll. So versprechen es die Hundetrainer. Allerdings kann diese ständige Aufmerksamkeit tatsächlich zu mehr Stress führen, da die Ursachen für das Unwohlsein in den Köpfen der Besitzer verankert werden. Anstatt die äußeren Bedingungen für das Verhalten des Hundes zu hinterfragen, wird der Mensch selbst als verantwortlich angesehen, ausgelöst durch die permanente Konzentration auf den Hund.

Die wahren Gründe für den Stress werden dabei nicht in Betracht gezogen oder behoben, und das Anpassungsvermögen von Mensch und Hund wird infrage gestellt. Dadurch kann das Leiden aus dem Gesamtzusammenhang gerissen oder als unveränderliche Tatsache akzeptiert werden, was zu einer begrenzten Perspektive führt, die die wahren Ursachen außer Acht lässt. Anstatt die eigentlichen Ursachen anzugehen, werden lediglich die Symptome bekämpft. Dies führt dazu, dass die vorherrschenden unerwünschten Zustände im Kontext des eigenen Hundes oft hingenommen und nicht hinterfragt werden.

Daraus resultiert eine Verschiebung der Macht zwischen Mensch und Hund. Der Mensch, der eigentlich die Rolle des Anführers einnehmen sollte, richtet seine Aufmerksamkeit, Konzentration und oft auch seine Gefühle auf den Hund. Das Verhalten des Hundes bestimmt somit die Reaktion des Menschen, der ihm folgt. Dies führt zu einer ungewollten Verschiebung der Machtverhältnisse, bei der der Hund die Kontrolle übernimmt und der Mensch ihm folgt, anstatt umgekehrt.

Ist der Mensch erst mal in diesen Gedankenmustern eingetaucht, ist es schwer für ihn, sich da wieder herauszuwinden. Das schwierigste ist, selbst festzustellen, an welchen Stellen im Alltag der Mensch auf den Hund achtet, wie sehr sich die Achtsamkeit verselbstständigt hat. Dies erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion und ist nur selten allein zu bewerkstelligen.

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