Django leckt sich über die Zunge, nachdem er Beeren gefressen hat.

In dem Gehege des Huskyrudels stehen dutzende Johannisbeersträucher. Diese Sträucher sind schon Jahrzehnte alt. Im Laufe der Jahre sind sie so hoch gewachsen, dass wir nicht mehr darüber wegschauen können. Dennoch tragen sie Jahr für Jahr viele süße Beeren. Dann wurden sie von Hunden gefressen.

Als die Beeren reif waren ….

Es war Mitte Juni, als die Johannisbeersträucher bereits voller Früchte hingen. Und die Hälfte von ihnen zeigte ihre Reife durch ein strahlendes Rot an. Die andere Hälfte war noch grün oder auf dem Weg zum rot. Wir pflückten für uns ein paar Johannisbeeren für den eigenen Verzehr. Einige der Huskys darunter Django und Edge schauten uns interessiert zu. Beide schauten sich genau an, was wir taten. Für uns erweckt es den Eindruck, als wenn es für sie einerseits eine schöne Ablenkung vom Alltag war, andererseits interpretieren wir ihr Verhalten auch so, dass sie herausfinden wollten, was wir da machen. Als wir am nächsten Abend wieder einige Johannisbeeren für uns pflücken wollten, stellten wir fest, dass an den vordersten Sträuchern etliche Reben fehlten. Sie waren weg. Wir wussten nicht, wo sie geblieben waren, ob es Vögel waren, oder sonstige Tiere. Doch wir vermuteten, dass es wohl die Huskys waren. Und so setzten wir uns in das Gehege, aßen die Johannisbeeren und beobachteten die Huskys. Nach einiger Zeit konnten wir sehen, dass Django anfing, an den Johannisbeeren herumzuschnüffeln. Ganz vorsichtig inspizierte er mit seiner Nase von oben bis unten eine Rebe. Und dann öffnete sich sein Maul und er biss die gesamte Rebe mit den reifen und unreifen Früchten vom Strauch ab und kaute. Seinem Gesicht und seinem Verhalten nach war es für ihn jedoch nicht so richtig köstlich. Dann kam Edge dazu. Er machte es ihm nach. Er schnüffelte an den Reben und biss dann eine von ihnen ab. Es war eine Rebe voller unreifer und damit saurer Früchte. Er verzog das Gesicht, soweit ein Hund das kann. Die glatte Haut, die sein Gesicht umspannt, legte er in Falten und er schüttelte seinen Kopf wieder und wieder, wohl um den Geschmack aus seinem Maul loszuwerden.

Die reifen Beeren waren weg.

Am nächsten Abend sahen wir einige Sträucher, an denen es nur noch unreife Reben gab. An einigen Reben fehlten einige Früchte. Wir vermuteten aufgrund der Erfahrungen des vorigen Tages, dass wieder Django und Edge an den Reben waren. Und wir vermuteten, dass sie wohl gelernt hatten, dass sie nur die reifen, roten Früchte zu fressen, die gut schmeckten. Deswegen ließen sie die unreifen grünen außen vor. Wir setzten uns wieder in das Gehege, warteten ab und beobachteten, während wir von den anderen Sträuchern reife Früchte naschten. Nach einiger Zeit konnten wir sehen, wie nur Django sich wieder den Sträuchern näherte und gezielt einzelne rote Beeren fraß. Die unreifen grünen ließ er hängen. Er kaute mit seinen Zähnen nur die roten Früchte von den Reben. Manchmal nahm er seine Zunge zu Hilfe, um die kleinen Reben damit zu umschlingen und zu sich heranzuziehen. Wie eine Kuh, die Gras vom Boden mit ihrer Zunge umschlingt, um es abzureißen und zu fressen. Die gleiche Technik verwendete Django mit den Johannisbeeren. Er hatte innerhalb kürzester Zeit eine hohe Präzision im Pflücken erreicht, die uns staunen ließ. Die Zeit der reifen Johannisbeeren reicht nur kurze Zeit. Django nutzte sie jedoch ausgiebig. Wahrscheinlich sogar mit großem Vergnügen, denn er fraß mehr von den Trauben, als wir.

Für uns ist dies ein erstaunliches Beispiel dafür, wie sehr Hunde uns Menschen beobachten, und aus unserem Verhalten eigene Rückschlüsse ziehen. Wie schnell sie neue Fähigkeiten lernen, die eigentlich nicht zu ihrem Repertoire gehören. Und das Ganze ohne ständiges Wiederholen, üben und trainieren, wie man es den Menschen in Hundeschulen immer wieder weiß machen will.

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Der kleine Pfoten-Pfad – auf Safari


Die Beschreitung des Pfotenpfad ist eine spannende Reise, vergleichbar mit einer Safari. Wir befinden uns in einem fremden Land mit einer unbekannten Sprache und endemischen Verhaltensregeln. Nun kommt ein Eingeborener dieses Landes zu uns und soll bei uns leben. Gefragt hat ihn allerdings niemand, hätte er die Wahl gehabt, wäre er sicher lieber unter Seinesgleichen geblieben.
Daher sind wir es diesem kostbaren Lebewesen schuldig, ihn ernst zu nehmen und seine Bedürfnisse zufriedenzustellen.
Begeben wir uns also auf Safari und versuchen mit unseren beschränkten Mitteln, uns ein klein wenig in die Welt des Hundes hineinzuversetzen.
Exclusiv in Eckard Wurmstube

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