Regelmäßig bekommen wir Anrufe, in denen uns von einem ängstlichen oder traumatisierten Hund berichtet wird. Manchmal auch eine Kombination aus beidem. Durch gezieltes Nachfragen und Hinterfragen bekommen wir das ein oder andere Mal heraus, dass es sich weder um einen ängstlichen, noch um einen traumatisierten Hund handelt. Manchmal reicht uns schon ein kurzer Videoanruf über z.b. WhatsApp, um eben genau dies beurteilen zu können. Manchmal suchen auch die Menschen uns auf dem Pfoten-Pfad direkt auf, und wir können Ihnen dann zeigen, ob es sich um einen ängstlichen oder traumatisierten Hund handelt, oder eben nicht. Jedoch in den seltensten Fällen treffen wir tatsächlich auf einen traumatisierten Hund.
Traumatisiert oder Irrglaube, so einfach finden wir das heraus.
Wenn uns ein als traumatisiert stigmatisierter Hund vorgestellt wird, ist natürlich als erstes interessant, was der Trigger, also der Auslöser, für die Traumatisierung ist. Soweit es uns möglich ist, versuchen wir den Hund zu triggern, um zu sehen, wie er sich tatsächlich verhält. Daran ist der Hund selbstverständlich bei seinem Besitzer an der Leine. Wir können dann anhand des Verhaltens des Menschen und natürlich auch am Verhalten des Hundes sehen, ob tatsächlich eine Traumatisierung vorliegt, oder nicht. Und 90 % der uns vorgestellten Hunde sind weder ängstlich noch traumatisiert. Die Ursachen für das Verhalten, das von den Besitzern falsch gedeutet wurde, liegen ganz woanders. Und sie sind in den meisten Fällen leicht zu beheben.
Die Überraschung ist bei dem Hundehalter natürlich erstmal sehr groß. Schnell vermischt sich die Überraschung mit Ungläubigkeit. Das ist der Zeitpunkt, an dem wir die Hundehalter bitten, ihren Hund an die Pfoten-Pfad Hundetrainerin Lisa zu übergeben. Lisa hält dann nur die Leine fest, und bleibt nur stehen, oder je nachdem wie der Trigger ist, geht sie mit dem Hund ein Stück. Mehr macht sie nicht. Und zur großen Überraschung der Hundehalter reagiert der Hund bei dem Trigger, auf dem er zuvor reagiert hat, nun nicht mehr. Einfach deswegen, weil wir die Ursache schon erkannt haben und sie offensichtlich nicht an dem Hund liegt.
Woran erkenne ich einen traumatisierten Hund?
Anhand eines Beispiels möchte ich hier darstellen, wie das Verhalten eines traumatisierten Hundes aussieht. Zu Lisas Huskyrudel gehört Pünktchen. Sie regiert aufgrund eines Vorfalles in ihrer Jugend panisch auf fremde Menschen. Wenn sie den fremden Menschen erstmal kennengelernt hat, sind spätere Begegnungen soweit unproblematisch.
Wenn Pünktchen nun auf einen ihr fremden Menschen trifft, dann hört man als allererstes ein Wuffen mit einem Abstand von ungefähr eine Sekunde. Anschließend senkt sie den Kopf, legt die Ohren an, knickt die Beine ein und zieht die Rute soweit unter den Bauch, das man sie nicht mehr sieht. Das Wuffen wird immer schneller und lauter. Sie beginnt stark zu hecheln und jegliche Form von Flucht versucht sie zu nutzen.
Dabei geht ein traumatisierter Hund sogar soweit, dass er quasi auf der Stelle rennt, seine Pfoten durchdrehen. Wie die Reifen bei einem PKW, wenn man zuviel Gas gibt. Ein solcher Hund ist nicht mehr ansprechbar, er reagiert auf keine Ansprache und auf keine Ablenkung. Der ganze Körper schreit danach, so schnell wie möglich und soweit wie möglich wegzurennen, sich der Situation irgend möglich zu entziehen. Selbst ein anderer anwesender, erfahrener, souveräner und sicherer Hund schafft keine Verringerung dieser Intensität. Dieser beschriebene Zustand hält noch mehrere Minuten an und ebbt nur langsam ab. Selbst wenn die fremde Person nur wenige Sekunden zu sehen war und nun schon seit Minuten nicht mehr anwesend ist.
Das Problem sind nicht die Verhaltensweisen des Hundes, sondern dass, was darin hinein projiziert wird. Manchmal dient die Ängstlichkeit des Hundes wunderbar als Ausrede für den Hundehalter.
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